Objekt des Monats

Ab sofort stellt das Museum im Kloster einmal im Monat ein ganz besonderes Objekt aus dem Haus vor. Dieses wird ein Lieblingsobjekt aus der Dauerausstellung oder der aktuellen Sonderausstellung sein, ausgewählt von wechselnden Personen aus dem Museumsteam.

November 2024: Räuberpistolen

Im November sind das Objekt des Monats die Räuberpistolen. An der Feuerstelle in der Diele befindet sich die Hörstation zu den Räuberpistolen, an der verschiedene Anekdoten zum Leben des Räuberhauptmanns Hardemente aus Ankum zu hören sind. In Kriegszeiten bildeten sich aufgrund der Not der Bevölkerung Räuberbanden. Im 18. Jahrhundert war der Räuberhauptmann Christoph Bernard Hardemente in Ankum und Umgebung aktiv. Er war von der ärmeren Bevölkerung verehrt und beschützt worden, da er angeblich sein Diebesgut an die Armen weitergab. Die Menschen erzählten sich am zentralen Ort im Haus, dem Herdfeuer, Geschichten von seinen verwegenen und aufregenden Taten – die sogenannten Räuberpistolen.

Das Objekt des Monats wählte im November Irmgard Wanstrath, ehrenamtlich engagiert im Museumsteam.

„Die Räuberpistolen und ihre Geschichten finde ich sehr interessant, zumal auch Ankum darin eine kleine Rolle spielt.
Mein Blick im Raum mit der Wehlburg geht sofort zur gemütlichen rot angestrahlten Feuerstelle mit den Räuberpistolen als Hörstation. Ich kann mir gut vorstellen wie früher an dieser Stelle Geschichten von Hardemente spannend und interessant erzählt wurden. Es ist schon genial, mit welcher List Hardemente den reicheren Bürgern Streiche gespielt hat, um der ärmeren Bevölkerung zu helfen. In meiner Kindheit haben mir schon die Geschichten des Seeräubers 
Klaus Störtebeker sehr gut gefallen.“

Oktober 2024: Backtrog

Das Objekt des Monats im Oktober ist der Backtrog. Der aus Eiche gearbeitete Trog steht in der vom Museumsgründer Landrat Rothert eingerichteten Diele und stammt aus dem 18. bis 19. Jahrhundert. Darin wurde damals etwa alle ein bis zwei Wochen der Teig für Schwarzbrot für alle auf dem lebenden Menschen zubereitet. Der Teig wurde mit den Füßen geknetet und anschließend in Kastenformen gebacken.

Regina Neumann und Helmut Thiele vom thiele-neumann-theater wählten dieses Objekt anlässlich der Kooperation zum 100. Jubiläum mit dem Museum im Kloster. In ihren szenischen Darbietungen in den Museumsräumlichkeiten werden die Ausstellungsstücke in kurze Theaterstücke, Gedichte und Texte integriert und in ein neues und besonderes Licht gerückt.

„Der Backtrog hat uns sofort inspiriert, weil wir in diesem Raum eine Szene unserer Produktion „Vorhang auf für das Museum im Kloster“ spielen. Dabei bekommt er eine überraschende Rolle im Bühnengeschehen. Abgesehen davon hat uns der Trog an die Vorläufer einer wichtigen deutschen Kultur erinnert:
Mit ca. 3.200 eingetragenen Brotsorten haben Innungsbäcker es geschafft: Die Deutsche Brotkultur wurde durch die nationale UNESCO-Kommission im Jahr 2014 in das Bundesweite Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes aufgenommen.

September 2024: Prozessionsböller

Das Objekt des Monats im September ist der Prozessionsböller von 1724. Das auf Holzlafetten liegende Bronzerohr aus Ehrenbreitsteiner Guss ist mit Delphinenschmuck verziert. Ursprünglich war es im Besitz der Bersenbrücker St. Vincentius-Kirchengemeinde. 

 

Zur Fronleichnamsprozession war das Böllern während des Segens an den vier Stationsaltären üblich. Die hiesige Kirchengemeinde besaß drei kleine Kanonen, die sogenannten Böller. Ab 1961 sollte das Böllern aus Sicherheitsgründen abgeschafft werden. Der zuvor 1953 gegründete Böllerverein löste sich also auf und übergab die drei Böller dem ehemaligen Kreismuseum. Auf einem Bild aus „Bersenbrück in alten Ansichten“ von Otto zu Hoene von 2000 sind die damaligen Mitglieder mit den Kanonen zu sehen.

 

In diesem Monat traf die Auswahl Manfred Kalmlage, ehrenamtlich engagiert im Museum im Kloster und Vorstandsmitglied des Kreisheimatbundes Bersenbrück. 

August 2024: Vorgeschichtliche Urne mit Notizzettel

Im August ist das Objekt des Monats eine vorgeschichtliche Urne und ein Notizzettel aus der aktuellen Sonderausstellung „Archäologische Anfänge im Kreismuseum Bersenbrück“. Die Auswahl traf eine der Ausstellungsmacherinnen – Judith Franzen von der Stadt- und Kreisarchäologie im Osnabrücker Land.

Bis zum 18. August 2024 ist das Objekt des Monats und die Sonderausstellung noch im Blauen Salon zu sehen.

„Das Fundstück wird zurzeit im Rahmen des 100-jährigen Museumsjubiläums präsentiert. Die Urne mit der Inventar Nr. 525 enthält eine handgeschriebene Notiz, die etwas über die Objektgeschichte verrät:

‚Urnenfund von Bockraden. Gehört der jüngeren Bronzezeit an. Ausgegraben im Februar 1914 zusammen mit dem Museum Hannover auf dem Heideteil des Neubauers Gerling in Bockraden.‘

Dieses Tongefäß stammt also aus Bockraden. Bei der Fundstelle nahe Eggermühlen handelt es sich um ein ehemaliges Grabhügelfeld der späten Bronze- und frühen Eisenzeit (ca. 1200 bis 500 v. Chr.). Erste Ausgrabungen führten zwischen 1850 und 1870 zunächst Johann Heinrich Bernard Hartmann und sein Sohn Hermann sowie Leopold von Ledebur durch. Weitere Funde kamen im Herbst 1913 bei Kultivierungsarbeiten zu Tage. Dazu berichtete das Bersenbrücker Kreisblatt am 18. Oktober:

Neubauer Gerling brachte beim Kultivieren verschiedene Urnen zu Tage, die aber leider alle bis auf eine zerbrochen waren. (…) Da die einzelnen Gefäße weit auseinanderliegend aufgefunden wurden, so darf wohl zu erwarten sein, daß bei weiteren Nachgrabungen noch allerhand Altertümer vorgefunden werden.‘

Diese Entdeckung bot Anlass für erneute archäologische Grabungen, die Karl Hermann Jacob-Friesen, Landesarchäologe und Direktor des Provinzialmuseums Hannover (später: Niedersächsisches Landesmuseum), leitete. Dazu posierten im Februar 1914 hinter den freigelegten Urnen u.a. die beiden Bauern Theodor und Wilhelm Gerling, auf deren Grundstück die Gefäße gefunden worden waren. Die ausgegrabenen Exemplare wurden später vom Bersenbrücker Museum übernommen.

So zeigt ein alter Notizzettel, welch spannende Geschichte sich hinter einer einzelnen Urne verbergen kann.“

Juli 2024: Standuhr

Im Monat Juli ist das Objekt des Monats die Westfälische Bodenstanduhr mit Uhrwerk von etwa 1800. Mit einer hübschen Zopfschnitzerei und einem verzierten Kopf sowie Zifferblatt ist die Uhr ein typisches Stück im Barockstil. Eine solch repräsentative Standuhr war vor allem auf größeren Höfen und in Bürgerhäusern zu finden und zeugte von einem gewissen Wohlstand.

Im Museum schmückt sie das Arbeitszimmer des Landrates und gibt einen Einblick in die Lebenswelt des 19. Jahrhunderts.

„Ich liebe alte Standuhren, weil sie eine unglaubliche Ruhe ausstrahlen. In meinem Elternhaus bin ich mit einer Standuhr aufgewachsen, die ich sehr vermisse.“

In diesem Monat traf die Auswahl Alice Blaut-Kessen, ehrenamtlich Engagierte des Museums im Kloster.

Juni 2024: Wehlburgmodell

Im Juni ist das Objekt des Monats das Modell der Wehlburg aus Badbergen-Wehdel in der Museumsdiele. Die Wehlburg wurde Mitte des 18. Jahrhunderts als Erbwohnhaus des Hofes Wehlburg aus der Bauerschaft Wehdel errichtet und gilt wegen seiner reichen Ausgestaltung als Höhepunkt der ländlichen Baukunst Norddeutschlands. Das Modell wurde um 1930 von dem in Badbergen-Wulften lebenden Künstler Karl Allöder (1898-1981) geschaffen, der als Kunsthandwerker Maler, Bildhauer und Geigenbauer tätig war. 

„Das Modell der Wehlburg ist aus zweierlei Hinsicht spannend. Es ist ein wertvolles Anschauungsobjekt des größten bekannten ‚Niederdeutschen Hallenhauses‘ und damit repräsentativ für die Prachtbauten des Artlandes. Da es dort nicht mehr steht, sondern im Museumsdorf Cloppenburg erhalten wird, bleibt durch dieses Modell die Erinnerung daran regional bewahrt.
Das Modell ist nicht nur für die Vermittlung wichtig, sondern ist auch selbst ein Kunstwerk. Vom Künstler Karl Allöder befinden sich verschiedene Objekte in der Museumssammlung. Das Modell der Wehlburg ist ein besonders schönes Stück dieser Sammlung. Allöder hat mehrere Modelle gebaut, die im Bestand diverser deutscher Museen sind. So sind wir als Museum stolz, eines der Modelle zu besitzen.“

In diesem Monat traf die Auswahl Katharina Pfaff, Museumsleitung des Museums im Kloster. 

Foto: Landkreis Osnabrück/Uwe Lewandowksi

Mai 2024: Schreibtisch in der Amtsstube

Das Objekt des Monats Mai ist der Schreibtisch in der Amtsstube und die mit zum Ensemble gehörende Pendelleuchte, das Amtstelefon und die Porträtbüste von Kaiser Wilhelm II. Die Inszenierung in der ehemaligen Wohnung des Amtsmannes bzw. des Landrates zeigt einen typischen Arbeitsplatz um 1900.

„Der Schreibtisch in der Amtsstube mit dem alten Telefon und der Büste ist für mich spannend. Hier kann man sich gut vorstellen, wie früher der Amtmann Niemeyer oder später die anderen Amtmänner und Landräte in den Räumen des früheren Klosters ihrer täglichen Arbeit nachgegangen sind – mit Blick auf die Haselandschaft um das Kloster.“

Die Wahl in diesem Monat traf Bernard Wolinski, Hauswart im Museum im Kloster.

April 2024: Der Torturm von Alt-Barenaue von Franz Hecker

Das Objekt des Monats April ist das 1940 entstandene Ölgemälde „Der Torturm von Alt-Barenaue“ von Franz Hecker. Der in Bersenbrück geborene Maler ist bekannt für seine stimmungsvollen Ansichten der Region rund um Osnabrück. Das Schloss bei Bramsche hat Hecker mehrfach dargestellt.

„Alt-Barenaue habe ich ausgesucht, weil es mir bei dem Lesen der Geschichte über die Varusschlacht im Zusammenhang der ersten Münzfunde im 18. und 19. Jahrhundert aufgefallen ist. Theodor Mommsen, einer der bedeutendsten Historiker seiner Zeit, hat auf Grund der vielfältigen Münzfunde im Raum Kalkriese, die über Jahrhunderte in Barenaue gesammelt wurden, als erster die These zur Varusschlacht im Raum Kalkriese Ende des 19. Jahrhunderts aufgestellt. Insofern hat mich das Bild sofort angesprochen“. 

Die Wahl in diesem Monat traf Bernd Heinemann, Direktor der Kreissparkasse Bersenbrück.

März 2024: Lehrerkatheder

Das Objekt des Monats März ist der Lehrerkatheder aus Fürstenau-Schwagstorf. Das Lehrerpult stammt aus dem 18. Jahrhundert und stand damals in der Dorfschule in Schwagstorf.

„In Erinnerung an meine eigene Zeit als Lehrer habe ich den Lehrerkatheder ausgesucht. Ich stelle mich mir vor, wie ich erhöht und durch das Geländer geschützt vor der Klasse sitze und unterrichte. Die Frage ist nur... wer sollte damals vor wem in Sicherheit gebracht werden?“

Im März wurde das Objekt des Monats ausgewählt von Franz Buitmann, Vorsitzender des KHBB und ehrenamtlich engagiert im Museum.

Februar 2024: Museumsgründer Landrat Dr. Hermann Rothert

Zur Einstimmung auf das 100-jährige Jubiläum des Museums im Kloster ist das Objekt des Monats im Februar die Audiostation des Museumsgründers Landrat Dr. Hermann Rothert.

Nach intensiver Sammlungstätigkeit zu regionaler Volkskunde, Geschichte und Kunst gründete Rothert 1924 das Kreismuseum des Landkreises Bersenbrück. Beheimatet wurde es im Äbtissinnenflügel des ehemaligen Zisterzienserinnenklosters St. Marien. Nach der Gebietsreform und Neuschaffung des Landkreises Osnabrück 1972 blieb das Museum des Altkreises bestehen. Ende 2018 wurde es nach aufwändiger Sanierung mit modernem Konzept und unter dem Namen „Museum im Kloster“ wiedereröffnet.

Gemeinsam vorgeschlagen wurde dieses Objekt des Monats von zwei ehrenamtlich Engagierten im Museum im Kloster.

Januar 2024: Böhmische Kastenkrippe

Im Januar ist das Objekt des Monats die Böhmische Kastenkrippe von 2009-2013. Die über 1200 Figuren wurden von verschiedenen tschechischen Künstlerinnen und Künstlern entworfen; gestaltet wurden sie von Josef Morgret. Die Kastenkrippe wählte Reinhard Rehkamp, ehrenamtlich Engagierter im Museum im Kloster.

„Ich bewundere diese vielfältige, akribische Feinarbeit der einzelnen Figuren. Ob man heute noch die Zeit und Muße dazu hätte, alles in Handarbeit so herzustellen? Das bezweifle ich. Diese Hauskrippe ist meiner Einschätzung nach mit Geld nicht zu bezahlen. Dafür muss man schon ein sehr großer Idealist sein.“

Dezember 2023: Gemälde Äbtissin Dorothea von Moltke

Im Dezember ist das Objekt des Monats das Ölgemälde der Äbtissin Dorothea von Moltke von 1730. Es wurde ausgewählt von Elisabeth Middelschulte, ehrenamtlich Engagierte im Museum im Kloster.

„Für mich ist das Objekt des Monats das Gemälde mit der Äbtissin in ihrem weißen, mit Schmucknähten verzierten Kleid. Es sagt so viel über den Kampf der Frauen um gleiche Berechtigung aus. Nicht nur in der Kirche. Aber dort besonders.“

Foto: Landkreis Osnabrück/Uwe Lewandowski

November 2023: Webstuhl

Den Auftakt für das Objekt des Monats im November macht Claudia Stuckenberg, Mitarbeiterin für Museumspädagogik und Öffentlichkeitsarbeit, mit dem Webstuhl von 1714 vom Hof Vogeding aus Badbergen/Grothe.

„Der Webstuhl in der Kammer ist ein damals alltäglicher und wichtiger Gegenstand, der einen deutlichen Unterschied zum heutigen Alltag aufzeigt. Damalige Textilien wurden über Generationen genutzt und unzählige Male repariert. Die heutige Fast Fashion Industrie ist das absolute Gegenteil. Auch dieser aktuelle Bezug kann im Museum im Kloster hergestellt werden.“

Foto: Landkreis Osnabrück/Uwe Lewandowski