Kinder aus der Bersenbrücker Kita „Zur Freude“ testeten den von Sabine Meyer erdachten Märchenstuhl im Museum im Kloster. Dort wurde der Prototyp im Beisein von Vertretenden der Tischlerei, des Tonstudios und der Förderinstitutionen eingeweiht. Foto: Landkreis Osnabrück/Hermann Pentermann
Bersenbrück. Was ist, wenn das Publikum nicht zu einer Erzählveranstaltung kommen kann und eine Erzählerin nicht zu ihrem Publikum? Eine Frage, die sich das Erzähltheater Osnabrück im vergangenen Jahr aufgrund der coronabedingten Lockdowns immer wieder stellen musste. Die Antwort ist genauso einfach wie kreativ: Dann braucht es ein 1:1-Erzählen. Und so wurde die Idee „Der erzählende Märchenstuhl“ geboren.
Organisch aus Eichenholz geformt, bietet er Zuhörenden einen bequemen Sitz mit Rücken- und Armlehnen. Mit einem einfachen Tastendruck kann eine von vier Geschichten der Erzählerin Sabine Meyer ausgewählt und gehört werden. Es sind Geschichten, die auf der Grundlage von historischen Sagen aus Osnabrück und dem Osnabrücker Umland von Meyer selbst getextet und eingesprochen wurden. Durch die in der Rückenlehne integrierten Lautsprecher können Zuhörende der Geschichte folgen. Für die kleinen Zuhörenden bietet der Märchenstuhl sogar eine ausklappbare Fußbank.
Die praktische Umsetzung der sagenhaften Märchenstühle hat die Tischlerei Beckermann aus Neuenkirchen-Vörden übernommen. Dort wurde der Prototyp entworfen und gebaut. Das Tonstudio Ton-Ware aus Bramsche entwickelte die entsprechende Tontechnik. Nun ist der erste Märchenstuhl in das kreiseigene Museum im Kloster in Bersenbrück eingezogen, um in den kommenden Wochen von vielen Kleinen und Großen genutzt zu werden.
„Wir möchten den Märchenstuhl möglichst vielen Menschen zugänglich machen“, so die Initiatorin des Projektes Sabine Meyer bei der Einweihung des Prototyps. „Im Museum im Kloster hat er einen idealen Standort gefunden, zumal auch eine Bersenbrücker Sage in der Geschichtenauswahl zu hören ist“, sagte Meyer weiter. „Besonders gespannt sind wir auf das Feedback der Nutzerinnen und Nutzer“, ergänzen Martin Langemeyer vom Tonstudio und Frederick Sommerei vonseiten der Tischlerei.“ Die Erfahrungen, die nun an dem ersten Standort gesammelt werden, fließen in die Produktion der Nachfolgemodelle ein.
Das Projekt, in dessen Rahmen bereits weitere Modelle vorfinanziert wurden, erhielt eine Förderung vonseiten des Landschaftsverbandes Osnabrücker Land e.V., vom Landkreis Osnabrück und von der Stadt Osnabrück. „Es hat uns besonders überzeugt, dass die Stühle so konzipiert sind, dass sie so vielfältig einsetzbar und auch ‚outdoor-geeignet‘ sind“, sagte Burkhard Fromme, Leiter des Kulturbüros des Landkreises. „Dass diese Märchenstühle in Zukunft in Parkanlagen genauso zu finden sind wie in einer Buchhandlung oder im Wartezimmer oder im eigenen Garten, würde ich mir sehr wünschen“, ergänzte Sabine Meyer vom Erzähltheater. Der besondere Clou an dem Märchenstuhl: Es können immer wieder neue Geschichten Einzug halten, denn die Tondateien sind problemlos austauschbar.
Eingeweiht und getestet wurde der Märchenstuhl durch Kinder aus der Bersenbrücker Kita „Zur Freude“, die den Geschichten im Beisein der Ideengeberin sowie der umsetzenden und fördernden Institutionen gebannt lauschten.
Im Museum im Kloster kann der Märchenstuhl nun ausprobiert werden. Und wer selbst einen Märchenstuhl bei sich aufstellen möchte, kann mit dem Erzähltheater Osnabrück Kontakt aufnehmen, denn für die weiteren erzählenden Märchenstühle werden noch Aufstellorte gesucht.